Vor allem bei längeren oder unerklärt hohen Entzündungswerten im Blut (zum Beispiel Blutsenkungsgeschwindigkeit, CRP, Ferritin oder hohe Leukozytenzahlen) sollte bei Fehlen anderer Erklärungen (akuter Infekt, Tumorerkrankung) gleich von Anfang an eine rheumatologische Erkrankung differenzialdiagnostisch mit einbezogen werden. Die möglichen Entitäten sind in der Regel auch mit wenigen zusätzlichen Laborwerten wie zum Beispiel Rheumafaktoren, antinukleären Antikörpern beziehungsweise antineutrophilen zytoplasmatischen Antikörpern (ANCA) zügig weiter einzugrenzen.
Ähnlich ist es mit Patienten, die über eine akute oder chronische Müdigkeit oder Leistungsminderung in Verbindung mit Entzündungszeichen berichten. Die häufigste Erkrankung, die Polymyalgia rheumatica, betrifft vor allem das Alter ab 60 Jahren. Hier deutet das Zusammenspiel von morgendlichen Schulter- oder Beckenschmerzen, manchmal mit Gelenkentzündungen, Steifigkeit und deutlicher Abgeschlagenheit auf diese versteckt ablaufende Vaskulitis hin.
Auch Entzündungen der großen Gefäße wie die Riesenzellarteriitis können bei relativ gutartigem Verlauf sich lediglich als chronische Müdigkeit bemerkbar machen. Grundlage für die Müdigkeit ist ein sehr hoher Energieverbrauch bei einer systemischen Entzündung, welcher bis zu 30 bis 40 Prozent der Leistungsfähigkeit beanspruchen kann, erklärte Müller-Ladner.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden