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Schnelle Diagnostik bei anteriorer Optikusneuropathie!

Bei der nicht-arteriitischen anterioren Optikusneuropathie (NAION) handelt es sich um eine schmerzlose, oft innerhalb eines Tages sich entwickelnde Sehverschlechterung meist älterer Patienten mit Visusminderung, Gesichtsfeldausfällen (Nervenfaserverlaufsausfälle) und Papillenschwellung. Als Hauptrisikofaktor gilt die kleine Papille; weitere begünstigende Faktoren sind insbesondere Drusenpapillen und das Vorliegen einer Schlafapnoe.

Die Erkrankung ist selten, aber im augenärztlichen Alltag von großer Bedeutung, weil bei den Betroffenen umgehend diagnostische Maßnahmen veranlasst werden müssen. Im Vordergrund steht dabei die Differenzierung zur arteriitischen anterioren ischämischen Optikusneuropathie (AAION), da diese eine sofortige therapeutische Intervention erfordert.

Wesentliche Ziele bei der Betreuung von Betroffenen einer anterioren ischämischen Optikusneuropathie sind daher der Ausschluss einer Riesenzellarteriitis bzw. deren sofortige und ausreichend langanhaltende Immunsuppression; im Falle einer NAION die Diagnosesicherung zur Vermeidung unnötiger Diagnostik und Therapie, die Aufdeckung und ggf. Behandlung assoziierter Erkrankungen und ggf. die rehabilitative Versorgung. Die NAION ist nach wie vor keiner evidenzbasierten Therapie zugänglich.

Bei Vorliegen einer NAION sollte zudem eine internistische Abklärung erfolgen, da weitere Erkrankungen damit assoziiert sein können (z. B. Diabetes mellitus, arterielle Hypertonie). Ein erhöhtes Risiko für eine NAION durch PDE-5-Hemmer (z. B. Sildenafil) ist nicht ausreichend belegt; die mögliche Assoziation der NAION zu Semaglutid sollte beachtet werden. Das Risiko für das 2. Auge beträgt innerhalb von 5 Jahren ca. 20 %.

In der überarbeiteten S1-Leitlinie „Anteriore ischämische Optikusneuropathie (AION)“ vom 30.8.2024 (AWMF-Registernummer: 045-028) gibt es keine gravierenden neuen Hinweise zur Betreuung dieser Patienten, erklärte Rüther. Für die klinische Praxis relevant sei, dass neben der Arterienbiopsie der Stellenwert der bildgebenden Verfahren (MRT, Sonografie) zur Darstellung eines arteriitischen Gefäßes betont werde. Praktisch sei es daher erforderlich, in seinem Umfeld eine Kooperation mit Institutionen zu etablieren, welche diese diagnostischen Maßnahmen kompetent durchführen können.

https://register.awmf.org/assets/guidelines/045-028l_S1_Anteriore-ischaemische-Opticusneuropathie-AION_2024-09.pdf

G.-M. Ostendorf, Wiesbaden