In aller Regel findet sich neben dem T-Zell-Defekt gleichzeitig ein Defekt der B-Zell-Immunität (entweder mit einem Fehlen der B-Zellen oder mit schweren Funktionseinschränkungen der B-Zellen). Den schweren kombinierten Immundefekten
liegen dabei oft Mutationen im Interleukin-2-Rezeptor-Gamma-Gen (IL- 2RG), im Gen der Janus Kinase 3 (JAK3) oder im rekombinationsaktivierenden Gen 1-2 (RAG1 oder RAG2) zugrunde. Weitere Beispiele von schweren kombinierten Immundefekten sind das Omenn-Syndrom (defektes RAG-Allel) oder der Adenosin-Desaminase-Mangel (ADA), der zur Apoptose von B-, T- und NK-Zell-Vorläufern führt.
Die Prävalenz von Patienten mit schweren kombinierten Immundefekten in Deutschland beträgt etwa 1 zu 60.000. Viele dieser Kinder entwickeln innerhalb der ersten 6 Lebensmonate eine Candida-Infektion oder erkranken an anhaltenden, schweren viralen Infektionen, an Pneumocystis jirovecii-Pneumonien oder an protrahierten Durchfällen, die zu Entwicklungsstörungen führen. Bei einigen Patienten kommt es auch zur Graft-versus-Host-(Spender-gegen-Empfänger-)Reaktion durch diaplazentar übertragene mütterliche Lymphozyten.
Unbehandelt sind schwere kombinierte Immundefekte meist bereits in den ersten beiden Lebensjahren tödlich, wobei auch trotz korrekter Diagnose und Therapie über die Hälfte der Patienten verstirbt, wenn sie bereits symptomatisch waren, so Lehrnbecher.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden