Bislang wurden Sepsis-Folgen häufig nicht erkannt, nicht ernst genommen und falsch oder gar nicht behandelt; es fehlt an spezifischer Rehabilitation oder Nachsorge. Die herkömmliche durch Versicherungsträger finanzierte Rehabilitation ist organbezogen und deshalb nicht ausreichend, kritisierte Rahmel. So zeige eine eigene Arbeit sehr eindrücklich, dass weniger als 10 % aller Patienten mit Sepsis oder septischem Schock überhaupt in eine Rehabilitation verlegt werden.
In der Zusammenschau ist festzustellen, dass die Sepsis eine auch bezüglich ihrer Langzeitfolgen dramatische Erkrankung darstellt, die von ihrer Bedeutung und Tragweite auch in ihrer Nachsorge deutlich unterrepräsentiert ist, erklärte Rahmel. Zukunftsweisend seien daher sektorenübergreifende Versorgungsmodelle, in denen Intensivstationen, Akut-Krankenhäuser, Reha-Einrichtungen und Hausarztpraxen verknüpft seien, damit Patienten und Angehörige eine einheitliche und aufeinander abgestimmte Versorgung erhalten.
Rahmel, T., Schmitz, S., Nowak, H. et al. (2020). Long-term mortality and outcome in hospital survivors of septic shock, sepsis, and severe infections: The importance of aftercare. PLoS One. 2020;15(2):e0228952. doi:10.1371/journal.pone.0228952
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden