Bereits ab dem 30. Lebensjahr nehmen mit zunehmendem Alter bei Männern die Testosteronspiegel sukzessive ab. Da gleichzeitig Symptome wie reduzierte Muskelmasse, Vitalität, sexuelle Funktion und Kognition, die auch bei Patienten mit Hypogonadismus auftreten, zunehmen, liegt die Vermutung einer Kausalität zunächst nahe. Dementsprechend nimmt die Verordnung von Testosteronpräparaten bei Männern in der zweiten Lebenshälfte in den letzten Jahren immer mehr zu. Ob diese Therapie wirklich hilfreich und vor allem ob sie sicher ist, ist sehr umstritten.
Zu diesem Thema sind nun in den letzten Monaten mehrere Publikationen zur TRAVERSE-Studie erschienen, die wohl bisher beste Studie zur Testosteron-Therapie beim älterwerdenden Mann.
Die Ergebnisse kommentierte Fassnacht:
· Dass sich sexuelle Beschwerden bessern, sei nicht ganz unerwartet. Hierzu ist aber einschränkend festzustellen, dass diese Substudie deutlich kleiner sei und dass sich kein positiver Effekt auf die erektile Dysfunktion finde.
· Die Tatsache, dass Testosteron keinen signifikanten (positiven) Effekt auf die Blutzuckereinstellung habe, belege einmal mehr, dass Vieles, was in Beobachtungsstudien und kleinen nicht-kontrollierten Studien suggeriert werde, sich in randomisierten Studien nicht bestätige.
· Im Gegensatz zur Erwartung seien mehr Frakturen in der Testosteron-Gruppe auf als in der Plazebo-Gruppe aufgetreten. Das sei überraschend – werde doch eine Testosterontherapie bei Männern mit Hypogonadismus auch zur Osteoporose-Prophylaxe und -Therapie propagiert.
Letztlich bestärke die TRAVERSE-Studie uns tatsächlich, eine Testosterontherapie nur den Patienten mit klarem Hypogonadismus und Symptomen anzubieten, statt breit beim Altershypogonadismus zu empfehlen, so Fassnacht.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden