Früher schien die Behandlung des differenzierten Schilddrüsenkarzinoms einfach und standardisiert: Alle Patienten wurden komplett thyreoidektomiert, erhielten anschließend eine Radio-Jod-Therapie und wurden lebenslang TSH-suppressiv mit Schilddrüsenhormonen behandelt. Dies ist aber schon lange passé und wir gehen deutlich individueller vor, so Fassnacht.
Neue Daten bestätigen nun frühere Studienergebnisse, dass
1) man nicht alle Schilddrüsenkarzinome zwangsweise operieren muss;
2) wenn man operiert, nicht immer eine komplette Thyreoidektomie zu erfolgen hat; und
3) nicht alle Patienten eine postoperative Radio-Jod-Therapie benötigen.
Wenn postoperativ das Thyreoglobulin allerdings > 1 ng/ml ist, sollte man entweder die Patienten engmaschig überwachen oder doch eine Radio-Jod-Therapie erwägen. Allerdings hat man nach der 2022 publizierten Estimable2-Studie bis zu 5 Monate Zeit, um hier eine abgewogene Entscheidung mit den Betroffenen zu treffen.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden