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Vitamin- und Mineralstoffpräparate in aller Regel ohne Nutzen

Eine der umfassendsten Untersuchungen zum Nutzen von Nahrungsergänzungsmitteln erschien 2017 im Fachblatt „Advances in Nutrition“. Hier werteten Forscher 49 verschiedene Studien mit insgesamt 290.000 Teilnehmern aus und stellten fest: Die Einnahme von Vitamin C-, Vitamin D- , Vitamin K- , Magnesium-, Selen-, oder Zink-Präparaten ebenso wie Omega 3-Fettsäure-Kapseln hat keinen positiven Einfluss auf die Vermeidung von Krankheiten wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Leiden und bewirkt keine Lebensverlängerung.

 

Zu ähnlichen Ergebnissen kommen verschiedene weitere, hochrangige Studien, die in jüngster Zeit publiziert wurden, etwa eine Auswertung der US-Kohortenstudie NHANES aus diesem Jahr. Hier fanden die Forscher lediglich positive Effekte für Vitamine und Mineralstoffe aus der Nahrung, nicht jedoch, wenn diese in Form von Nahrungsergänzungsmitteln aufgenommen wurden. 

 

„In manchen Untersuchungen zeigen sich sehr geringfügige positive Effekte für Nahrungsergänzungsmittel-Präparate, die man jedoch abwägen muss gegen die Risiken, die diese auch haben“, erklärte Schölmerich. Denn einige Studien liefern Hinweise auf unerwünschte Folgen, vor allem wenn Präparate hochdosiert eingenommen werden: Vitamin A-Präparate in hohen Dosen (mehr als 25 000 IE pro Tag) beispielsweise erhöhen das Krebsrisiko; Beta-Carotin-Nahrungsergänzungsmittel steigern bei Rauchern das Lungenkrebsrisiko. 

 

„Die Werbeaussage, wonach jeder Mensch eine Extraportion Vitamine oder Mineralstoffe zur Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit und Gesundheit brauche, ist schlicht und einfach falsch“, so Schölmerich. Eine ausgewogene Ernährung enthalte alles, was ein gesunder Mensch benötige. Nur für wenige Personengruppen, etwa Schwangere oder Veganer, seien bestimmte Nahrungsergänzungsmittel-Präparate tatsächlich empfohlen.

 

Kritisch äußerte er sich auf Rückfrage auch zum Konzept der sogenannten orthomolekulare Medizin, wonach chronische Krankheiten auf eine Unterversorgung mit sogenannten Mikronährstoffen zurückzuführen seien und durch die Gabe hoher Vitamindosen, kombiniert mit Mineralstoffen und Spurenelementen, behandelt werden sollen: Das sei schlichtweg Unsinn.

G.-M. Ostendorf, Wiesbaden