Zwar sind Tourniquets inzwischen nahezu ubiquitär im prähospitalen Rettungsdienst verfügbar. In der Literatur werden aber nach Tourniquet-Anlagen Komplikationen wie Kompartmentsyndrome und Nervenschädigungen (in Abhängigkeit von der Dauer) beschrieben. Dies fand bei der Überarbeitung der aktuellen S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung Berücksichtigung, erklärte Bieler, Koordinator dieser Novellierung.
Die Indikation eines bei der Erstversorgung notfallmäßig angelegten Tourniquets, z. B. im Rahmen der Rettung von eingeklemmten Personen, sollte daher im weiteren Verlauf kritisch überdacht werden; ggf. sollte ein möglicher Verfahrenswechsel hin zu einem suffizienten Druckverband stattfinden.
Nach wie vor gilt daher die Empfehlung, aktive Blutungen der Extremitäten nach folgendem Stufenschema zu behandeln:
1. Manuelle Kompression
2. Kompressionsverband, wenn möglich in Kombination mit einem Hämostyptikum
1. Tourniquet
Das heißt, die Anlage eines Tourniquets soll nur dann erfolgen, wenn die vorgeschalteten Maßnahmen keine hinreichende Blutstillung bewirken, so Bieler.
Deutsche-Gesellschaft für Unfallchirurgie: S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung (AWMF-Registernummer 187-023)
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden