Im Unterschied zu früheren Leitlinienfassungen gibt es keinen festen Risikoschwellenwert als Begründung für eine Osteoporose-Diagnostik. Vielmehr soll anhand von Risikofaktoren individuell über die Einleitung einer Osteoporose-Diagnostik entschieden werden (ärztlich als relevant erachtete Risikokonstellation bei postmenopausalen Frauen und Männern ab dem Alter von 50 Jahre).
Bei Vorliegen von Fragilitätsfrakturen, im Rahmen der Planung einer Therapie mit Glukokortikoiden (≥ 7,5 mg/Tag Prednisolonäquivalent > 3 Monate) und bei einem Alter von unter 70 Jahren soll grundsätzlich eine Osteoporose-Diagnostik erfolgen bzw. angeboten werden.
Bei starken Risikofaktoren ist eine Diagnostik auch bei einem Alter von unter 50 Jahren durchzuführen. Zu den Risikofaktoren gehören Frakturen in der Anamnese, endokrine Erkrankungen (Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2, primärer Hyperparathyreoidismus, Cushing-Syndrom, Wachstumshormonmangel bei Hypophyseninsuffizienz, männlicher Hypogonadismus – auch hormonablative Therapie), erhöhtes Sturzrisiko (bei geriatrischen und neurologischen Erkrankungen), orale Glukokortikoid-Therapie, Aromatasehemmer-Therapie, Protonenpumpenhemmer-Therapie (> 3 Monate), familiäre Disposition (Hüftfraktur eines Elternteils im Alter von unter 75 Jahren), niedriger Body Mass Index (BMI), Alkoholabusus (> 50 g/Tag), Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz (ab Stadium 3), bariatrische Operation, MGUS (monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz), HIV-Infektion und rheumatische Erkrankungen.
Die Diagnostik beinhaltet neben Anamnese und körperlicher Untersuchung auch Testverfahren zum Sturzrisiko (Timed up and Go-Test, Chair-Rising-Test, Tandemstand), sowie Laboruntersuchungen (zur Abgrenzung von Differenzialdiagnosen), Knochendichtemessung (primär DXA-Methode = zwei-Energie-Röntgen-Diagnostik), und Bildgebung (bei V. a. Frakturen).
https://leitlinien.dv-osteologie.org/
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden