Das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen, auf Daten von Krankenkassen basierenden deutsche Querschnittsstudie, in welcher das Verordnungsverhalten zu Diclofenac vor und nach dem Versand eines entsprechenden Rote-Hand-Briefes im Jahr 2013 analysiert wurde (1). Im Vergleich zu 2011 erhielten 2014 zwar deutlich weniger Patienten erstmalig Diclofenac verschrieben; trotzdem hatten weiterhin 12 % der Patienten mit erstmaliger Diclofenac-Verschreibung eine der neu bekannten kardiovaskulären Kontraindikationen.
Nach erstmaliger Verordnung von Diclofenac liegt jedoch bereits innerhalb der ersten 30 Tage ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko vor, und dies auch bei niedriger Dosierung. Dieses Risiko beschränkt sich somit nicht nur auf Patienten mit regelmäßiger Einnahme von Diclofenac. Die Auswertung der Krankenkassendaten der Kohorte von 2014 zeigt, dass die Mehrzahl (80 %) der Patienten nur einmalig Diclofenac verordnet bekamen. Der Leiter der Studie geht davon aus, „dass es aufgrund dieser Verordnungen zu Herzinfarkten und Schlaganfällen kam, die vermeidbar gewesen wären, denn es gibt sichere Alternativen zu Diclofenac.“
Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) sollten bei Arthrose-Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren (Diabetes mellitus, Rauchen, Hyperlipidämie, Hypertonie) nur nach strenger Indikationsstellung, so niedrig und so kurz wie möglich angewendet werden, betonte Flechtenmacher unter Bezug auf entsprechende Leitlinien-Empfehlungen (2). Ibuprofen sowie Naproxen weisen ein günstigeres kardiovaskuläres Risikoprofil auf, wobei der zusätzliche Einsatz von Protonenpumpen-Inhibitoren bei Naproxen zu prüfen sei.
1. Scholle O, Kollhorst B, Haug U: Are prescribers not aware of cardiovascular contraindications for diclofenac? A claims data analysis. J Intern Med. 2020 Feb; 287 (2): 171-179. doi: 10.1111/joim.12990. Epub 2019 Nov 11
2. Stöve J: S2k-Leitlinie Gonarthrose. AWMF Registernummer 033-004, Stand 30.11.2017. https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/033-004.html
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden