2022 waren es durchschnittlich 15 Arbeitstage, die aufgrund von Erkrankung nicht wahrgenommen werden konnten. Davon waren 15 Prozent psychische Erkrankungen als der dritthäufigste Grund für Krankschreibungen. Auch die Rate der Arbeitsunfähigkeitsfälle durch Depression / Burn-Out steigt stetig und lag 2022 bei 6,8 Fällen pro 1.000 Einwohnern.
2022 gab es 163.907 Neuberentungen aufgrund reduzierter Erwerbsfähigkeit. Von diesen waren 42,3 Prozent bedingt durch psychische Erkrankungen; davon wiederum machten stressbedingte psychosomatische Erkrankungen mit 39,4 Prozent den größten Teil aus. Durch psychische Erkrankungen bedingte Produktionsausfallkosten werden auf circa 15,8 Milliarden Euro im Jahr 2021 geschätzt, circa 1,2 Milliarden Euro mehr als im Jahr zuvor.
Beruf und Ausbildung gelten als größte Stressfaktoren, noch vor individuellen hohen Ansprüchen an sich selbst oder zum Beispiel dauerhafter Erreichbarkeit, wie sie in modernen digitalen Zeiten zur Regel wurde, so der Kongresspräsident.
Warum speziell die Arbeit zunehmend zur Belastung wird, hat nach der Arbeitskräfteerhebung eine Reihe von Gründen. Laut Mikrozensus empfindet mehr als die Hälfte der Arbeitenden seelische Belastungen am Arbeitsplatz (vorrangig Zeitdruck oder Arbeitsüberlastung). Durch diesen wahrgenommenen Stress kann es zu körperlichen Symptomen kommen oder gar zur Verschlechterung bereits vorliegender Krankheiten wie Herz-Kreislauf- oder Magen-Darm-Erkrankungen.
Durch die zunehmende Digitalisierung fühlen sich Arbeitnehmer signifikant belastet, insbesondere durch den raschen Wandel und ein anhaltendes Gefühl, sich stetig weiterentwickeln zu müssen. Prozesse verdichten sich massiv. „Arbeitsbiotope“, die es Menschen ermöglichen, spezifische Kompetenzen mit den Anforderungen in Einklang zu bringen, verschwinden.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden