Nach der Literatur war es offensichtlich bislang noch nicht eindeutig geklärt, ob psychische Erkrankungen einen Alkoholkonsum nun verstärken, oder ob umgekehrt diese Erkrankungen durch den Alkoholkonsum erst hervorgerufen werden. Dieser Frage hat sich eine britische Studie von Bell et al. angenommen (British Medical Journal (2014),12: 91). Für die Studie wurden Daten von 6330 Personen über einen Zeitraum von zehn Jahren analysiert, 70 % der Teilnehmer waren Männer, das Durchschnittsalter war 56 Jahre, elf Prozent der Teilnehmer wurden als Problemtrinker eingestuft, drei Prozent nahmen Antidepressiva. Vier Konstrukte wurden miteinander verglichen (kein Zusammenhang von Alkohol und psychischer Störung, Alkohol bzw. psychische Erkrankung jeweils als Hauptfaktor, gegenläufige Beziehung beider Faktoren), wobei schlussendlich festzustellen war, dass die Daten am ehesten mit dem Modell korrelierten, das einen überwiegenden Einfluss der psychischen Gesundheit auf den erhöhten Alkoholkonsum postulierte. Als Schluss fordert daraus die Studie, dass nicht vorrangig allein der Alkoholprävention, sondern auch der Förderung der psychischen Gesundheit Beachtung geschenkt werden sollte.
(Krome, S: Verleiten seelische Problem zu vermehrtem Alkoholkonsum? DtschMedWochenschr (2014), 36: 1750)
E. Losch, Frankfurt/M