Personen mit der Diagnose Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) finden sich u.a häufiger unter Insassen von Gefängnissen, haben häufiger niedrigere Schulabschlüsse und erleiden ebenfalls häufiger Unfälle als Personen ohne diese Diagnose. Diese Fakten sind schon länger bekannt. Die Ursache hierfür wird sich in den Auswirkungen der Leitsymptome der Erkrankung Unaufmerksamkeit, Überaktivität und Impulsivität finden lassen. Eine Studie von Dalsgaard et al aus Dänemark hat nun aktuell dazu allgemein die Mortalität in diesem Personenkreis untersucht.
Nachverfolgt wurde das Schicksal von knapp zwei Millionen Individuen aus dänischen Nationalregistern, darunter das Schicksal von 32061 Individuen mit der Diagnose ADHS, wobei der Zeitraum von der Geburt bis 2013, maximal 32 Jahre, umfasste. Die Gründe des vorzeitigen Ablebens wurden mit denen in einer Gruppe der nicht von dieser Erkrankung Betroffenen verglichen.
Bei Diagnose der Erkrankung im Alter bis zu sechs Jahren fand sich eine verdoppelte Mortalität, bei Diagnose erst nach dem 18. Lebenjahr sogar eine Erhöhung der Mortalität um das vierfache, wobei Komorbiditäten wie Verhaltensstörungen und Drogenmissbrauch diese Mortalitätsrate noch einmal auf das Achtfache steigen lassen. Dieses erhöhte Mortalitätsrisiko führt zu unnatürlichen Todesursachen, in den meisten Fällen zu Unfällen.
Auffällig war weiter eine noch einmal gering erhöhte Mortalität bei Mädchen und Frauen als bei Jungen und Männern. Die Ursache hierfür wird darin vermutet, dass weibliche Patienten häufig weniger auffällige und andere Symptome der Erkrankung wie Angststörungen und Depressionen aufweisen und daher nur schwerere Erkrankungsverläufe diagnostiziert werden.
(Dalsgaard, S, Dinesen S, Leckman J, Mortensen P, Pedersen M: Mortality in children, adolescents, and adults with attention deficit hyperactivity disorder: a nationwide cohort study. The Lancet (2015), DOI:
dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(14)61684-6)E. Losch, Frankfurt/Main