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Ist die Familienanamnese verzichtbar?

Der Wert der Familienanamnese bei der Begutachtung wird häufig eher als gering erachtet. Dabei drückt sich in ihr nicht nur das genetische Risiko für familiär gehäuft auftretende Erkrankungen aus, sondern auch umfassender weiter noch ein allgemeines Risiko aus Umwelt, Verhalten und Lebensstil.

Die Autoren der Munich Re stellen in diesem Beitrag eine Methode zur versicherungstechnischen Relevanz der Familienanamnese vor, wobei das Verfahren hier die zusätzliche Schadenshöhe für drei Versicherungsprodukte (Kapitalleben, Risikoleben und Berufsunfähigkeit) an den Erkrankungen Brustkrebs und Schizophrenie untersucht. Die familiäre Belastung für diese Erkrankungen ist gut bekannt.

Als Ergebnis war festzustellen, dass ohne Berücksichtigung der familiären Belastung aufgrund der spezifischen Anamnese bei Schizophrenie Leistungen aus der Berufsunfähigkeitsversicherung um mehr als 1 % höher liegen als wenn die entsprechenden Informationen berücksichtigt werden können, während bei Brustkrebs eine höhere Übersterblichkeit für den Bereich der Lebensversicherung dargestellt werden konnte. Die Autoren vermuten für etwa 45 weitere Erkrankungen bei Anwendung dieser Methode derartige Ergebnisse. Der Wert der Anamnese sei damit erwiesen, der Verzicht darauf würde unzweifelhaft zu einem Anstieg der Leistungsauszahlungen führen.

(Pickering E, Becher J, Regenauer A: Ist die Familienanamnese verzichtbar? Versicherungsmedizin 65 (2013), 1: 73)

E. Losch, Frankfurt/M