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Begutachtung der Haltungs- und Bewegungsorgane

Herausgegeben von Markus Schiltenwolf, Dierk F. Hollo, Peter W. Gaidzik

7., vollständig überarbeitete Auflage, 183 Abbildungen, 835 Seiten
ISBN 978-3-13-240296-6 , Preis 199,99 €
Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York 2021

Das wohl den meisten im gutachterlichen Bereich tätigen Ärzten bekannte Werk „Begutachtung der Haltungs- und Bewegungsorgane“ gehört seit dessen Begründung im Jahr 1978 durch Gerhard Rompe und Arnold Erlenkämper zu jenen Standardwerken, die in keiner Bibliothek eines medizinischen Sachverständigen fehlen sollten. Die Begründer haben dieses Werk von 1978 bis zur 5. Auflage 2009 hervorragend, auch interdisziplinär, immer wieder aktualisiert ausgestaltet.

Mit der jetzigen 7. Auflage ist der Neurologe und Jurist Peter W. Gaidzik dem Kreis der Herausgeber beigetreten, der insbesondere für das Zivilrecht und das Verfahrensrecht verantwortlich zeichnet. Den Herausgebern ist es selbstredend gut gelungen, Altbewährtes fortzuführen und manches grundlegend zu revidieren. Eine sehr gute Lesbarkeit und Übersichtlichkeit der einzelnen Kapitel, auch unter didaktischen Gesichtspunkten, ist hervorzuheben.

In Anlehnung an die bisherige Tradition wurde zwischen den juristischen Grundlagen und den ärztlichen Begutachtungskapiteln eine entsprechende Teilung vorgenommen, was die zentralen Rechtsbegriffe, wie die für den medizinischen Sachverständigen bedeutsame sozialrechtliche Kausalitätslehre und die juristischen Grundlagen in den einzelnen für den medizinischen Sachverständigen relevanten Rechtsgebieten, anbelangt. Im ärztlichen Teil wird die interdisziplinäre Präsentation vieler Kapitel betont, um damit die Verknüpfung der ärztlichen Einschätzung mit dem jeweiligen Rechtsrahmen deutlich zu machen, was sehr gut und nachvollziehbar gelungen ist.

Es wurden auch einige Neubearbeitungen in folgenden Kapiteln vorgenommen: Wehrdienst, private Berufsunfähigkeitsversicherung, Gebührenordnung für Ärzte, medizinische Notwendigkeit im Rahmen der privaten Krankenversicherung, technische Orthopädie, Osteoporose, Wirbelsäule und Paraplegiologie.

Neben vielen äußerst hilfreichen Handlungsanleitungen und wissenschaftlichen Informationen profitiert der erfahrene Leser beispielhaft unter anderem von den Ausführungen Bernhard Widders zum komplexen regionalen Schmerzsyndrom (CRPS), welches als „Modediagnose“ mit zahlreichen diagnostischen Unsicherheiten in der privaten und gesetzlichen Unfallversicherung immer mehr Raum greift und daher ausgesprochen fundierte, wissenschaftlich begründete sowie nachvollziehbare Begutachtungsresultate erfordert. Diese machen mitunter in der Praxis hinsichtlich ihrer Varianz und individuellen Deutung nicht selten ratlos. Eine sehr gute Hilfestellung für eine klare gutachterliche Aussage dazu findet man in diesem Werk. Gleiches gilt für die Ausführungen zur HWS-Distorsion, die selbst immer wieder zu zivilrechtlichen Auseinandersetzungen führt, oft auch zu höchst interessanten gutachterlichen Interpretationen. Im Kapitel Verkehrshaftung findet auch der erfahrene Leser eine Vielzahl sehr brauchbarer Hinweise und Anregungen für die Begutachtung zu diesem Thema.

Der Rezensent selbst arbeitet seit über 20 Jahren im Rahmen des eigenen Gutachteninstitutes mit den verschiedenen Auflagen des Werkes „Begutachtung der Haltungs- und Bewegungsorgane“ mit nachweislicher Akzeptanz gegenüber Auftraggebern, aber auch den betroffenen Personen im jeweiligen Rechtsgebiet. Letztere sollte man nicht außer Acht lassen.

Mit Gewinn liest man unter diesen Gesichtspunkten nun auch die 7. Auflage dieses Werkes.

Es ist jedem gutachterlich tätigen Arzt, ob erfahrener Sachverständiger oder Anfänger, zu raten, dieses höchst informative und praktikable Werk in die Reihe seiner „hilfreichen“ Begutachtungswerke einzufügen. Das Werk ist aber ebenso auch privaten Unfallversicherungen, Haftpflichtversicherungen, Berufsgenossenschaften, Sozial-und Zivilgerichten vorbehaltlos zu empfehlen, da in der 7. Auflage eine sehr gute Verknüpfung zwischen Medizin und dem jeweiligen Rechtsgebiet integriert ist.

Th. Müller, Döbeln