Corinna M. Diehl, Christina B.
Kreiner, Rainer G. Diehl
2. Auflage 2021, XXX und
788 Seiten, broschiert
Deutscher Ärzteverlag, Köln,
79,99 Euro
ISBN 978-3-7691-0627-5
Konzipiert primär als Lehrbuch zum Curriculum „Sozialmedizin“ der Bundesärztekammer, bietet diese Neuauflage aktuelle und ausgesprochen umfangreiche Informationen über das gesamte Fachgebiet der Sozialmedizin. Dabei ist die didaktisch gute Aufmachung mit zahlreichen farblich hervorgehobenen Merksätzen sowie 105 Abbildungen und 119 Tabellen besonders hervorzuheben.
Allerdings sind die Ausführungen zu den privaten Versicherungen etwas dürftig geraten; so werden bei der privaten Krankenversicherung (PKV) etwa der Standard- und der Basistarif nicht einmal erwähnt.
Aus gutachterlicher Sicht ist zudem beachtenswert, dass auch wesentliche Inhalte der curricularen Fortbildung „Medizinische Begutachtung“ dargeboten werden, so die Herausgeber im Vorwort. Tatsächlich gibt das Modul „Einführung in die Begutachtungsmedizin“ auf ca. 80 Seiten einen umfangreichen und gut gegliederten Überblick über die komplexe Problematik. Auch weisen die Herausgeber darauf hin, dass in der Neuauflage u. a. die Themen Pflichten und Haftung der Gutachter sowie auch deren Vergütung neu aufgenommen wurden.
Das anschließende, knapp 90 Seiten umfassende Modul „Spezielle (sozial-)medizinische Begutachtung“ ist angesichts der äußerst umfangreichen Thematik zumindest in einigen Gebieten etwas oberflächlich. Ähnliches gilt für das letzte Modul „Leistungsdiagnostik und Beurteilungskriterien bei ausgewählten Leistungsgruppen“. Wichtig sind hier aber beispielsweise Merksätze wie folgende (die nach den Erfahrungen des Referenten leider in der Praxis oft nicht beachtet werden):
„Bei der psychiatrisch-psychosomatischen Begutachtung besteht – eher als bei somatischen Indikationen – die Gefahr von Diagnosebehauptungen ohne Verifizierung. Gutachter dürfen deshalb nie Diagnosen allein aus subjektiven Angaben der Begutachteten herleiten, sondern müssen stets den psychischen Befund miteinbeziehen. Ohne pathologische Veränderungen des psychischen Befundes, d. h. ohne psychopathologischen Befund, begründen sich keine Leistungsminderungen ...“
Dass auch in einem ganz aktuellen umfassenden Werk einzelne Teile bereits bei der Drucklegung veraltet sein können, belegen die Ausführungen zur Vergütung des Gutachters (Stand 2020): Hier gibt es inzwischen „Neue Honorare für medizinische Sachverständige“, wie Peter Becker kürzlich in dieser Zeitschrift (Heft 2/2021, S. 68-70) dargelegt hat.
Insgesamt handelt es sich um eine umfassende und didaktisch gut aufgemachte Darstellung der Sozialmedizin, welche auch angehenden medizinischen Gutachtern zur Einführung in die Thematik durchaus empfohlen werden kann. Angesichts des Umfangs und der Aufmachung des Buches ist der Preis recht moderat.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden