Zusammenfassung
Veränderte Arbeitswelt, demografische Entwicklung, Weiterentwicklung von medizinischen Behandlungsmethoden und technischen Hilfsmitteln wirken sich auf die Leistungsfähigkeit des Einzelnen aus. Die spezifischen beruflichen und sozialen Kontextfaktoren sind dabei zusätzlich zu berücksichtigen. Dabei spielt auch die Weiterentwicklung der sozialmedizinischen Begutachtungs- und Beurteilungsrichtlinien in den verschiedenen Rechtskreisen eine wesentliche Rolle.
Vor diesem Hintergrund nimmt die Bedeutung von medizinischer Rehabilitation und von Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben zu, insbesondere im Hinblick auf den Vorrang vor Rentenleistungen oder zur Unterstützung der Rückkehr in das Arbeitsleben. Hieraus ergibt sich die besondere Bedeutung der Schnittstellenbegutachtung im Bereich verschiedener Rechtskreise, insbesondere die Schnittstellen Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung; Arbeitsagentur und Rehabilitation in verschiedenen Bereichen. Erschwerend für die Leistungsbeurteilung wirken psychische Komorbiditäten bei organischen Grundleiden und durch die massiv zunehmende Digitalisierung in allen Lebensbereichen.
Auf Grund der vielfältigen sozialmedizinischen Schnittstellen einerseits und den unterschiedlichen Begutachtungsgrundlagen der verschiedenen Rechtskreise andererseits werden bereichsübergreifende Kenntnisse und kollegialer Austausch unter Berücksichtigung der Bestimmungen der Datenschutzgrundverordnung immer wichtiger, um die z.T. komplexen Fragestellungen auch fristgerecht bearbeiten zu können.
Die Schwierigkeit besteht in diesem Dilemma darin, einen ganzheitlichen Begutachtungsansatz zu finden. Insofern wird ausführlich auf Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit im Erwerbsverlauf und bedeutsame Aspekte bei der Gestaltung der Arbeit eingegangen. Inhalte der sozialmedizinischen Begutachtung und Beurteilung werden ausführlich erläutert.
Schlüsselwörter Sozialmedizinische Begutachtung – Leistungsbeurteilung – Schnittstellen – veränderte Arbeitswelt
MedSach 116 4/2020: 163-169
Practical performance evaluation from a sociomedical perspective
Abstract
Changes in the world of work, demographic development, advances in medical procedures and technical devices have an effect on the productivity of every individual. The specific professional and social contextual factors must also be considered. The further development of the sociomedical assessment guidelines in different jurisdictions also plays an essential role. Medical rehabilitation and services to assist participation in working life are therefore becoming increasingly important, in particular with regard to taking precedence to retirement benefits or to support the return to working life. This means that the assessment interface is especially significant in different jurisdictions, in particular the interfaces for pension, health and long-term care insurance, employment agency and rehabilitation in various areas. Mental health comorbidity makes it more difficult to assess performance in the case of underlying organic disease.
Due to the diversity of sociomedical interfaces on the one hand and the different assessment bases of the various jurisdictions on the other hand, cross-sectoral knowledge and collegial exchange that takes account of the General Data Protection Regulation are becoming increasingly important in order to deal with the sometimes complex issues in due time.
The difficulty lies in finding a uniform assessment approach. In this connection, performance and resilience in the employment history and significant aspects of the organisation of work are discussed in detail. The contents of the sociomedical assessment are explained in detail.
Keywords Sociomedical assessment – performance evaluation – interfaces – changes in the world of work
Anschrift der Verfasserin
Dr. med. Simone Moser
Fachärztin für Innere Medizin/Angiologie
Sozialmedizin – Rehabilitationswesen
Leitende Ärztin Sozialmedizinischer Dienst Halle
Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See
Kirchnerstr. 1
06112 Halle