Bei einer Herzkatheteruntersuchung lässt sich bei diesem Krankheitsbild ein typisches Kontraktionsmuster mit besonderer Bewegungsstörung basaler Anteile des linken Ventrikels nachweisen, was im Röntgenbild einer bauchigen Vase ähnelt, und den japanischen Erstbeschreiber an die Form einer japanischen Tintenfischfalle (Takotsubo) erinnerte. Synonym für diese Erkrankung wird auch der Begriff „broken-heart“ Syndrom verwendet. In den allermeisten Fällen ist die Prognose gut, Komplikationen wie Ventrikelrupturen, Lungenödem und kardiogener Schock sind allerdings beschrieben. Die Gesamtletalität soll bis 8% betragen.
Die Autoren berichten hier nun über zwei Fälle, in denen eine solche Takotsubo-Kardiomyopathie als mittelbare Folge eines Arbeitsunfalles angesehen werden konnte. Der erste Fall beschäftigt sich mit der Angestellten einer Sparkasse, die am Arbeitsplatz Opfer eines Überfalls wurde, und am nächsten Tag mit linksthorakalen Schmerzen und einer Repolarisationsstörung im EKG unter dem Verdacht eines Herzinfarktes stationär aufgenommen werden musste. Coronarangiographisch waren Auffälligkeiten auszuschließen gewesen, lävokardiographisch war allerdings die typische hochgradige Funktfunktionsstörung des linken Ventrikels mit besonderer Ausprägung der Kontraktionsstörungen apexnaher Wandabschnitte nachzuweisen. Unter medikamentöser Therapie besserte sich die Symptomatik jedoch rasch Gutachtlich wurde später ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der psychischen Belastung durch den Überfall und der Kardiomyopathie bestätigt, also eine mittelbare Unfallfolge anerkannt. Funktionsstörungen von MdE-Relevanz waren aber nicht mehr nachzuweisen.
Im zweiten Fall wurde bei stationärer Aufnahme eines Verunfallten nach Frontalaufprall des Pkw bei angelegtem Gurt im Routine-EKG eine T-Negativierung festgestellt, weiter eine Troponinerhöhung im Labor, wobei die Herzkatheteruntersuchung wiederum die typische Kontraktionsstörung nachweisen ließ. Da das Anpralltrauma bei angelegtem Sicherheitsgurt nicht als adäquat hinsichtlich einer stumpfen Gewalteinwirkungauf das Herz angesehen wurde, konnte nur die Diagnose einer stressinduzierten Kardiomyopathie gestellt werden. Auch in diesem Fall kam es zu einer raschen Rückbildung der Symptomatik, so dass bleibende Unfallfolgen ebenfalls nicht zu bezeichnen waren.
Eine besondere Stresssituation im Rahmen der versicherten Tätigkeit oder auf dem Arbeitsweg erfüllt nach der Ansicht des Autors bei diesem Krankheitsbild die Kriterien eines versicherten Unfalls. Selbstverständlich sei auf den sorgfältigen Ausschluss einer differenzialdiagnostisch zu berücksichtigenden anderen kardialen Erkrankung zu achten.
Huth, S: Takotsubo-Kardiomyopathie nach emotionalem Trauma.
Trauma Berufskrankh (2011), 13: 292-295