Die eigentlich für 2023 erwartete S2k-Leitlinie zum Lipödem wurde am 18.10.2023 konsentiert, bis Anfang November 2023 aber noch nicht publiziert. Obwohl immer wieder zu lesen ist, dass etwa 12 % bis 18 % aller Frauen vom Lipödem weltweit betroffen seien (in Deutschland entspräche dies 5 bis 6 Mio. Frauen), spiegelt sich die vermutete hohe Prävalenz in der gegenwärtigen Studienlage in keiner Weise wider.
Unbestritten ist eine hohe Anzahl koinzidenter Adipositas bei Frauen mit Lipödem, welche die sichere Diagnose eines Lipödems erschwert, da durch den erhöhten Bauchumfang das wichtigste Diagnosekriterium des Lipödems, nämlich die Dysproportion zwischen Stamm und Extremitäten, maskiert ist. Daher ist bedeutsam, sich nicht am BMI zu orientieren, der keine Informationen zur Verteilung überschüssigen Fetts macht, sondern Körpergröße, Taillen- und Hüftumfang ebenfalls zu dokumentieren. Die Waist-to-Height-Ratio (WHtR) stellt dabei einen hilfreichen Parameter dar, um die Dysproportion zu objektivieren und den Adipositas-Anteil während der Behandlung zu verfolgen.
Des Weiteren herrscht Konsens darüber, dass die Adipositas wesentlich den Progress der Erkrankung Lipödem bestimmt, während das Lipödem selbst keinen progressiven schicksalhaften Verlauf zeigt, so Mühlberg. Umso mehr sei der Mythos widerlegt, dass Sport und Ernährung keinen Einfluss auf das Lipödem haben, wie so oft in sozialen Medien verbreitet werde.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden