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Diagnose „chronische Borreliose“ weiterhin problematisch

Dazu wird in der aktuellen, vollständig überarbeiteten S3-Leitlinie „Neuroborreliose“ (AWMF-Registernummer: 030/071, gültig bis 29.4.2027), herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), ausgeführt:

Die Begriffe „chronische Lyme-Borreliose“ oder „chronische Neuroborreliose“ werden verwirrenderweise überlappend und darüber hinaus mit sehr unterschiedlicher Bedeutung und entsprechend unterschiedlichen therapeutischen Konsequenzen verwendet. Sie beziehen sich meistens auf unspezifische Symptome wie Fatigue, muskuloskelettale Schmerzen, kognitive Störungen und Depressivität.

Hinsichtlich der diskutierten Pathophysiologie der vermeintlichen „chronischen Lyme-Borreliose“ bzw. „chronischen Neuroborreliose“ haben aktuelle systematische Reviews keine wissenschaftliche Grundlage für die Annahme einer persistierenden latenten Infektion durch Borrelia burgdorferi oder deren morphologische Varianten gefunden. Ebenfalls haben sich keine Anhaltspunkte für chronische, durch Zeckenstiche übertragene Co-Infektionen bei Patienten mit unspezifischen Symptomen ergeben.

Beschrieben werden 4 klinische Kategorien, denen sich Patienten mit vermeintlicher „chronischer Lyme-Borreliose“ zuordnen lassen:

1.     Patienten mit Symptomen unbekannter Ursache ohne Nachweis einer Infektion mit Borrelia burgdorferi.

2.     Patienten mit Symptomen einer bekannten, gut definierten Erkrankung ohne Nachweis einer Infektion mit Borrelia burgdorferi. Hier wird von einer Fehldiagnose im Hinblick auf die ursprünglich gestellte Diagnose ausgegangen.

3.     Patienten mit Symptomen unbekannter Ursache bei positiver Borrelien-Serologie, allerdings ohne objektive klinische Befunde einer Lyme-Borreliose.

4.     Patienten mit Beschwerden eines sog. Post-Treatment Lyme Disease Syndroms (PTLDS), wobei es sich allerdings es sich um ein bislang nicht allgemeingültig definiertes Syndrom handelt.

Insgesamt sprechen aktuelle Studien dafür, dass bei Verdacht auf eine „chronische Lyme-Borreliose“ in erster Linie eine intensive Differenzialdiagnostik sowohl organischer als auch psychosozialer Krankheitsfaktoren notwendig ist, erklären die Leitlinienautoren.

 

https://register.awmf.org/assets/guidelines/030-071l_S3_Neuroborreliose_2024-05.pdf

G.-M. Ostendorf, Wiesbaden

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