Ein gutes Beispiel sei die nicht indizierte Behandlung der bipolaren Depression mit einer Antidepressiva-Monotherapie. Diese Behandlung sei nicht nur problematisch, ihr Anteil sei sogar von 17,9 % im Zeitraum von 1997 bis 2000 auf 40,9 % im Zeitraum von 2013 bis 2016 gestiegen!
Um den Einsatz nicht empfohlener und manchmal sogar kontraindizierter Medikamente bei bipolarer Erkrankung zu minimieren, bieten sich verschiedene Mittel an, so Bauer. Dazu gehören eine ausgewogene Diskussion der nicht indizierten Behandlungen in der Literatur und in systematischen Reviews und Meta-Analysen, die Aufnahme von eindeutigen Aussagen zu nicht empfohlenen Medikamenten in die medizinischen Leitlinien, eine klare Trennung zwischen wissenschaftlichen und kommerziellen bzw. Werbezwecken dienenden Maßnahmen in der Behandlung und eine weitere Erforschung der Faktoren, die das Verschreibungsverhalten der Psychiater beeinflussen.
Darüber hinaus bestehe die Notwendigkeit, dass Psychiater sich die eigenen Verschreibungsgewohnheiten, auch unter dem Aspekt der persönlichen und finanziellen Kosten von unnötigen Behandlungen, bewusst machen, forderte Bauer.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden