Karotis-Dissektionen sind eine mögliche Ursache von Kopfschmerzen, die nicht übersehen werde sollte, warnte Katja S. Mühlberg von der Medizinischen Klinik & Poliklinik V Angiologie am Universitätsklinikum Leipzig auf dem 20. Kardiologie-Update-Seminar am 14. und 15. Februar 2025 in Berlin.
Spontane Karotis-Dissektionen sind mit einer jährlichen Inzidenz von 2,5–3/100.000 nicht selten; mit ca. 70 % liegt das Risiko eines ipsilateralen Schlaganfalls sehr hoch. Die meisten Schlaganfälle treten dabei innerhalb einer Woche nach Beginn der Kopfschmerzen auf. Als Goldstandard in der Diagnostik gilt die MRT-Schnittbildgebung mit MR-Angiographie oder, falls Kontraindikationen vorliegen oder kein MRT verfügbar ist, die Computertomographie und CT-Angiographie.
Akut einsetzende Kopfschmerzen gelten als typisches Symptom einer Karotis-Dissektion, kommen aber eben auch bei Migräne oder Cluster- bzw. Spannungskopfschmerz vor. Eine japanische Arbeitsgruppe (Hashimoto et al., Headache, 2023) analysierte retrospektiv die Daten von Patienten mit akutem, ungewöhnlich starkem oder langanhaltendem Kopfschmerz. In der Gruppe mit Karotis-Dissektion fanden sich folgende Warnhinweise: Einseitiger Kopfschmerz, progredienter Kopfschmerz sowie fehlendes Ansprechen auf Analgetika.
Die S1-Leitlinie verweist auf weitere typische Zeichen in diesem Zusammenhang, ergänzte Mühlberg, nämlich den seitlichen Halsschmerz (Carotidynie; oder im Falle einer Vertebralisdissektion den einseitigen Nackenschmerz), ipsilaterale schmerzhafte Horner-Syndrome, seltener Hirnnervenausfälle und im Falle intrakranieller Dissektionen auch TIA und/oder Subarachnoidalblutungen. Hinsichtlich der Schmerzqualität schildern Betroffene initial einen stechenden, später ziehenden und letztlich dumpf drückenden Schmerz.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden