Eine Kontrastmittel-Gabe erfolgt nur selten bei Gesunden, die primär nur ein geringes Risiko für ein Kontrastmittel-induzierte Nierenschädigung haben, sondern in der Regel bei Kranken, die schon aufgrund der Grunderkrankung ein erhöhtes Risiko für ein akute Nierenschädigung aufweisen. Dieses basale Risiko ist umso höher, je mehr Risikofaktoren ein Patient aufweist. Das zusätzliche, tatsächlich nur durch die Kontrastmittel-Gabe verursachte Risiko ist jedoch nicht bekannt.
Gerade in den letzten Jahren wurden Studienergebnisse aus sehr großen Kohortenanalysen publiziert, die an der Existenz einer Kontrastmittel-induzierten Nierenschädigung große Zweifel aufkommen ließen oder aber nur ein sehr geringes durch die Kontrastmittel-Gabe induziertes Risiko aufzeigen konnten. Insgesamt scheint das zusätzliche spezifische Risiko, durch Kontrastmittelverabreichung eine akute Nierenschädigung auszulösen, sehr gering zu sein, selbst in den wichtigsten Risikogruppen oder bei Intensivpatienten. Dennoch weisen diese Patienten ein hohes Risiko auf, eine Kontrastmittel-induzierte Nierenschädigung auszubilden, oft aus ganz anderen Gründen (z. B. Sepsis, Schock, andere Medikamente, Herzinsuffizienz, Diabetes, Cholesterinembolien etc.).
Es darf zudem kein Zweifel daran bestehen, dass jede Kontrastmittel-induzierte Nierenschädigung massive Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf ausübt und eine Verschlechterung der Prognose bedeutet. Daher sollte bei jedem Patienten versucht werden, eine Kontrastmittel-induzierte Nierenschädigung zu verhindern, forderte John. Allerdings erscheinen präventive Maßnahmen zur spezifischen Verhinderung einer Kontrastmittel-induzierte Nierenschädigung vor dem Hintergrund deren geringen Inzidenz als zunehmend fragwürdig.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden