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Lithium bei bipolaren Erkrankungen effektiv, aber zu selten verordnet

Entgegen der hohen wissenschaftlichen Evidenz für die Wirksamkeit in der Rezidivprophylaxe affektiver Störungen, v. a. der typischen bipolaren Erkrankung, wird Lithium weltweit zu selten verordnet, berichtete Michael Bauer vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, auf dem 10. Psychiatrie-Update-Seminar am 6. und 7. März 2020 in Wiesbaden.

Es gibt zwei unabhängig voneinander publizierte Metaanalysen, die die statistisch signifikante Überlegenheit von Lithium in Plazebo-kontrollierten Langzeitstudien belegen, und zwar hinsichtlich der Prophylaxe affektiver Episoden jedweder Polarität, manischer Episoden sowie – abhängig von der verwandten Methodik – depressiver Episoden.

Lithium besitzt zudem Vorteile gegenüber anderen, häufig zum Einsatz kommenden Substanzen in der Langzeitbehandlung bipolarer Erkrankungen. Auch weist Lithium in der Rückfallprophylaxe bei bipolarer Störung vor allem gegen manische Episoden eine schnelle Wirksamkeit auf. (Seine volle Wirkung gegen depressive Rückfälle scheint dagegen erst nach einer längeren Einnahmezeit einzusetzen.) Weitere Studiendaten implizieren ein spezifisch-therapeutisches Potential von Lithium bei Patienten mit begleitenden kognitiven Defiziten.

Insbesondere werden die zunehmend nachgewiesenen suizidprophylaktischen Effekte von Lithium zu selten in die Therapieüberlegungen miteinbezogen, kritisierte Bauer.

G.-M. Ostendorf, Wiesbaden

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