Die Gründe hierfür sind vielfältig und reichen von fehlendem ärztlichem Interesse an einem – im Vergleich zum arteriellen oder venösen Gefäßbett – eher stiefmütterlich behandelten Lymphgefäßsystem, über eine schlechte Honorierung der z. T. sehr aufwändigen Behandlungen bis hin zu inkonsequenter oder inadäquater Therapie.
Der klinische Alltag zeigt auch, dass manuelle Lymphdrainage zu einem Großteil ohne jegliche Kompression – weder als Bestrumpfung, Verband noch apparativ – durchgeführt wird, geschweige denn, dass eine Bewegungstherapie erfolgt. Es ist offenbar kaum bekannt, dass bei fast allen Lymphödem-Varianten eine manuelle Lymphdrainage ohne anschließende Kompression bereits nach wenigen Stunden ihren Effekt einbüßt, kritisierte Mühlberg.
Hierzu bedürfe es keiner Studien, dies sei pathophysiologisch hinreichend erklärt. Diese Tatsache biete jedoch einen Erklärungsansatz für exorbitante Therapiekosten im konservativen Behandlungsarm (scheinbar ineffektive Behandlung). Der Rückschluss, dass eine operative Therapie als kostengünstigere Variante dann eine geeignete Alternative darstelle, möge unter ausgewählten Bedingungen stimmen, sei aber für den Großteil der Lymphödeme falsch.
Weiter müsse ganz klar festgehalten werden, dass weder manuelle Lymphdrainage noch Kompression ein Adipositas-bedingtes sekundäres Lymphödem heilen können. Die einzig effektive Therapie des Adipositas-assoziierten Lymphödems sei die Behandlung der Adipositas, ggf. auch durch bariatrische und ergänzend Fettgewebe-resezierende Verfahren, so Mühlberg.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden