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Rheumatherapie in der COVID-19-Pandemie

In der COVID-19-Pandemie ist es wichtig, dass Rheumapatienten nicht eigenmächtig aus Furcht vor einer Corona-Virusinfektion oder einem schlechteren Verlauf bei einer solchen Erkrankung die Medikation absetzen, betonte Gerd ­Burmester, Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie an der Charité-Universitätsmedizin Berlin, auf dem Jahreskongress der europäischen Rheumaliga EULAR 2020 (vom 3. bis 6. Juni 2020; aufgrund der Covid-19-Pandemie als reiner eKongress).

Zum einen gibt es keine Beobachtungen, dass es bei bestimmten Therapieformen zu einer gehäuften Infektion kommt, und zum anderen ist eher damit zu ­rechnen, dass es bei einem durch Absetzen bedingten Wiederaufflackern der Erkrankung zu einer immunologisch ungünstigen Situation kommt oder durch eine dann erfolgende höhere Cortisongabe eine mögliche Gefahr eintritt. Umgekehrt gibt es auch keine Daten, dass bestimmte Medikamente (zum Beispiel Hydroxychloroquin oder Biologika) vor einer Infektion schützen.

Die in der Rheumatherapie üblicherweise eingesetzten Medikamente sind eher als immunmodulatorisch als immunsuppressiv zu bezeichnen, da sie in aller Regel gezielt in nur einen einzigen oder nur wenige Bereiche des Immunsystems eingreifen. Dies ist anderes bei den Medikamenten, die zur Verhinderung einer Transplantatabstoßung oder bei der Tumortherapie eingesetzt werden. Nur bei drohendem Organverlust oder in lebensbedrohlichen Situationen bei bestimmten Autoimmunerkrankungen müssen Rheumatologen noch auf solche stärker in das Immunsystem eingreifenden Medikamente (zum Beispiel Cyclophosphamid) zurückgreifen, erklärte Burmester.

Im Verlauf einer bereits erfolgten SARS-CoV-2 Infektion werden allerdings in Therapiestudien bestimmte Biologika (vor allem IL-6- und IL-1-Inhibitoren) eingesetzt, um einen gefährlichen „Zytokin­sturm“ bei manchen Patienten, vor allem mit Lungenbeteiligung, zu bekämpfen. Hier müssen noch die Ergebnisse der ersten kontrollierten Studien abgewartet werden.

Leider haben sich – wie so häufig bei unerwarteten Krisensituationen – bestimmte „Mythen“, zum Teil sogar sogenannte „Fake News“, entwickelt, die den therapeutischen Alltag erschweren, warnte Burmester. Basierend auf vermeintlichen klinischen Beobachtungen und theoretischen Überlegungen war beispielsweise zu Beginn der Pandemie verbreitet worden, dass die sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), zum Beispiel Ibuprofen, gefährlich bei einer COVID-Erkrankung seien. Das bestätigte sich aber bei den weiteren klinischen Beobachtungen nicht, sodass diese Medikamente weiter eingesetzt werden können.

G.-M. Ostendorf, Wiesbaden