W. FinkenzellerZusammenfassung
Der für die gutachtliche Einschätzung von Schädigungsfolgen erforderliche Nachweis des rechtlich definierten gesundheitlichen Erstschadens im Vollbeweis kann im Falle traumatischer Hirnverletzungen anhand von klinischen oder bildgebenden Befunden geführt werden. Um die Evidenz der bislang genutzten klinischen Anknüpfungstatsachen zur retrograden Schweregradbemessung des Schädelhirntraumas (SHT) zu beurteilen, erfolgte eine Literaturrecherche und Analyse der dazu vorliegenden Studien. Basierend hierauf wurden neue Empfehlungen erarbeitet und in die aktualisierte S2k-Leitlinie Begutachtung nach gedecktem Schädelhirntrauma im Erwachsenenalter aufgenommen. Dokumentierte klinische Anknüpfungstatsachen, auf die sich nach Ausschluss anderer Ursachen (z. B. Medikamente, psychogene Reaktionen) der Nachweis einer substanziellen Hirnschädigung in der unmittelbaren Zeit nach einem SHT stützen kann, sind: posttraumatisches Delir > 24 Stunden (kognitiv-mnestische Störungen inklusive anterograde Amnesie, Störungen von Orientierung, Exekution, Wahrnehmung, Psychomotorik, Affekt und Schlaf-Wach-Rhythmus), Bewusstlosigkeit > 30 Minuten, retrograde Amnesie > 12 Stunden und fokale zentral-neurologische Symptome.
Schlüsselwörter Schädelhirntrauma – Begutachtung – klinische Schweregradbemessung – Anknüpfungstatsachen – Posttraumatisches Delir – Bildgebung
MedSach 121 1/2025: 39–44Clinical evidence of traumatic brain injury in the absence of or with normal cerebral imaging
Abstract
In the case of traumatic brain injuries (TBI), the fully convincing evidence of the legally defined initial health damage that is required for an expert ass ...
