So sprechen aktuelle Daten für eine direkte Infektion der Leber im Rahmen einer SARS-CoV-2-Infektion. Dies scheint zumindest bei schweren Fällen vorzukommen und möglicherweise auch noch recht lange über die klinische Heilung hinauszugehen.
Die Effekte der SARS-CoV-2-Leberinfektion scheinen zum Teil durch zytopathische Effekte der Virusinfektion, eine Verstärkung der Immunreaktion mit Ausschüttung von Zytokinen sowie einen direkten vaskulären Effekt mit einer Koagulopathie in den Lebervenen vermittelt zu werden. Langzeitschäden an der Leber oder auch Induktionen eines Leberversagens bzw. von autoimmunen Lebererkrankungen scheinen jedoch erfreulicherweise auf Einzelfälle beschränkt zu sein.
Offensichtlich fand sich während der COVID-Pandemie zudem ein signifikanter, so nicht zu erwartender Anstieg der Mortalität bei Patienten mit einer chronischen Fettlebererkrankung aufgrund von Alkoholkonsum oder bei nicht-alkoholischer Fettleberhepatitis (NASH), erklärte Sarrazin weiter.
Dabei sei es interessant, dass dies für Patienten mit chronischer Hepatitis B und C nicht der Fall gewesen sei und zudem der Anstieg der Mortalität nicht nur auf Komplikationen der zugrundeliegenden Lebererkrankung zurückzuführen sei, sondern auch die Gesamtmortalität (unabhängig von der Lebererkrankung) angestiegen sei. Dies spreche für eine mögliche Vernachlässigung von anderen Erkrankungen (wie einer Fettleber durch Alkohol oder einer Fettstoffwechselstörung), bei denen eine kontinuierliche Betreuung gewährleistet sein müsse, aufgrund der Überlastungen durch die Pandemie.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden