Dort behauptete etwa die Allgemeinmedizinerin Annette Johnson aus Rottenburg, Patienten mit chronischen Erschöpfungssyndromen wie Long-COVID oder ME/CFS „bekommen nur bei uns Naturheilkundlern Hilfe“. Naturheilkundliche Ärzte finden dabei angeblich „Mitochondriopathien durch Schwermetalle, Vitalstoffe-Mängel, Multiinfektions-Syndrome, Leaky Gut, Mastzellaktivierung, Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten“ und behandeln diese etwa mit intermittierendem Hypoxie-Training, Ozontherapie oder Entsäuerungswickeln.
Die praktische Ärztin Monika Pirlet-Gottwald aus München, Vizepräsidentin des ZAEN, nannte als „Game Changer“ in der Therapie von ME/CFS und auch des Post-COVID-Syndroms den Darm. Angeblich gehöre zu einer nachhaltigen Therapie notwendigerweise auch die Behandlung des intestinalen Mucosa-assoziierten Immunsystems, welches ca. 80 % unseres Immunsystems ausmache und damit entscheidend für die Immunbalance in unserem Körper sei. Die Mikrobiota, ein ausreichendes Angebot an Mikronährstoffen, aber insbesondere die „Pflege“ der Darmschleimhaut und der intestinalen Mucosa seien „notwendige Module in der Therapie“.
Aus gutachtlicher Sicht ist anzumerken, dass für solche Methoden ohne nachgewiesene Wirksamkeit keine medizinische Notwendigkeit zu erkennen ist. So wurde etwa im IGeL-Monitor (Stand: 6. Juni 2023) festgestellt, dass die Ozon-Eigenblut-Therapie zur Behandlung von Long-/Post-COVID ohne erkennbare Evidenz ist.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden