In einer Übersichtsarbeit von Davis et al. sollten verschiedene Symptomkomplexe durch eine Befragung Betroffener in ihrer Häufigkeit und Relevanz erfasst werden. Zwischen September 2020 und November 2020 wurde eine Online- Befragung in 56 Ländern durchgeführt. 3.762 Teilnehmer antworteten über eine Vielzahl von sozialen Medien und Selbsthilfegruppen. Eine Erkrankungsdauer von mehr als einem Monat wurde vorausgesetzt.
Weit mehr als 90 % der Betroffenen litten bis zu 35 Wochen unter ihren Long-COVID-Symptomen. Nach 6 Monaten waren die häufigsten Beschwerden Fatigue, schnelle Erschöpfbarkeit und kognitive Dysfunktionen. Die Summe aller muskuloskelettalen Schmerzen erreichte jedoch eine vergleichbare Größenordnung.
Innerhalb der muskuloskelettalen Schmerzen waren unmittelbare Muskelschmerzen selbst oder ein Spannungsgefühl im Brustkorb jeweils bei mehr als 60 % der Betroffenen zu finden. Es folgten bei etwa der Hälfte der Betroffenen Gelenkschmerzen und Nackensteife. Muskelspasmen fanden sich bei einem Drittel der Befragten, brennende Schmerzen oder subjektive Knochenschmerzen bei ca. 25 %.
Die Symptome wurden bei mehr als 80 % der Teilnehmer durch körperliche Anstrengung oder starke mentale Aktivität sowie Stress verstärkt. Schlafstörungen waren in der gesamten befragten Population mit 80 % ausgesprochen häufig.
Die auffallende Verstärkung selbst durch nur mittelgradige körperliche und seelische Belastungen ähnelt den Schmerzsteigerungen beim Fibromyalgiesyndrom, kommentierte Kern diese Daten. Auch die Schlafstörungen und Begleitsymptome wie Reizdarm, vergleichbare neuropathische körperliche Schmerz-Qualitäten und gehäufte Symptome eines Restless Legs Syndroms (RLS) zeigten hier Ähnlichkeiten beider Symptomenkomplexe auf.
Davis HE et al. (2021). Characterizing long COVID in an international cohort: 7 months of symptoms and their impact. E Clinical Medicine 2021; 38:101019. doi: 10.1016/j.eclinm.2021.101019.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden