Aktuelle Studien liefern hier konkrete neuropsychiatrische Modelle, die allerdings zu großen Teilen noch Hypothesencharakter haben. Das Beschwerdeverständnis sollte idealerweise auf Patienten- wie auch Behandlerseite sowohl somatische als auch psychologische Erklärungsansätze zulassen, die sich gegenseitig ergänzen und natürlich in jedem Einzelfall in ihrer Gewichtung differieren sowie im Zeitverlauf undulieren können.
Zur konkreten Wirksamkeit psychosomatischer Therapieansätze liegen noch keine abschließenden Studien vor, so Lahmann; die Ergebnisse aus dem Bereich anderer körperliche Erkrankungen seien allerdings vielversprechend. In jedem Fall sollte die Diagnostik und Behandlung von Long-/Post-COVID-Beschwerden auch Elemente der psychosomatischen Grundversorgung beinhalten.
So gebe es überzeugende Belege dafür, dass verhaltenstherapeutische Interventionen die adaptive Immunität steigern und Entzündungen verringern können und somit die Immunantwort auf SARS-CoV-2 verbessern können. Insbesondere kognitive Verhaltenstherapie, Mind-Body-Ansätze (Achtsamkeit, Tai-Chi, Yoga) und prosoziale Interventionen haben sich als vielversprechende Modulatoren der virusbedingten Immunität erwiesen, wenngleich die Auswirkungen speziell bei SARS-CoV-2-Infektionen bzw. Long-/Post-COVID noch nicht ausreichend untersucht seien.