Während bei nicht-prädisponierten, psychisch gesunden Menschen in aller Regel genügend Ressourcen und Copingstrategien (sog. Resilienzfaktoren) vorhanden sind, um mit den Auswirkungen der Pandemie ohne eigene COVID-19-Erkrankung gut umzugehen, stellt die Belastung durch den Lockdown für psychisch Kranke – insbesondere bei Angststörung sowie Depressionen, aber auch bei Demenz, Psychosen und Suchterkrankungen – einen erheblichen Risikofaktor für eine Verschlechterung oder Chronifizierung dar.
Auch durch die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie (insbesondere Verlust der Arbeit, eingeschränkte Bildungsmöglichkeiten) ist mittel- und langfristig mit einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit bis hin zu erhöhter Suizidalität zu rechnen, warnte Braus. Zudem sei es wichtig, den psychiatrischen Langzeitfolgen nach COVID-19-Infekten, so Angststörungen und somatoformen Symptomen (wie Fatigue), rechtzeitig zu begegnen, um Chronifizierung zu verhindern.
Neuere Daten verdeutlichen auch, dass die psychischen und somatischen Folgen für Kinder und Jugendliche, die durch Lockdown, Verlust sozialer Strukturen, Home-Schooling, Bewegungsmangel, Gewichtszunahme sowie Verlust von Rhythmen mit Schlafstörungen bis hin zu vermehrten Suizidimpulsen unterschätzt wurden und zukünftig größere gesellschaftliche Beachtung finden müssen.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden