Probleme gebe es vor allem bei psychischen Erkrankungen als häufigster Ursache von Berufsunfähigkeit: „Manchmal habe ich einen offensichtlich beeinträchtigten Mandanten vor mir und lese dann in dem Gutachten ‚Aggravation und Simulation‘, sprich: Der Patient übertreibe oder lüge sogar“, behaupte Liske. „Das hat vor Gericht oft keinen Bestand. Nur heißt das noch nicht, dass der Mandant auch gewinnt.“
Zwar könnten Versicherte in jedem Fall versuchen, den Versicherer außergerichtlich umzustimmen. „Der Versicherte kann versuchen, einen behandelnden Arzt zu bitten, ihm eine ausführliche Stellungnahme auszustellen. Dann hat er zumindest etwas in der Hand“, so die Fachanwältin; dieser Schritt sei ratsam. Die Versicherung werde in fast allen Fällen trotzdem sagen: „Wir glauben unserem Gutachter.“
Es sei dann möglich, selbst ein Privatgutachten in Auftrag zu geben. Dies sei allerdings aufwändig und teuer; zwischen 2.500 und 4.500 Euro müssten einkalkuliert werden Zudem gebe keine Garantie, dass sich der Versicherer davon überzeugen lasse.
Beharre dieser auf seiner Ablehnung, bleibe nur noch ein Klageverfahren. Anwalts- und Gerichtskosten könnten sich aber – zuzüglich Sachverständigenkosten – schnell auf rund 20.000 oder mehr Euro summieren, je nach Höhe der versicherten Rente – selbstverständlich ohne Garantie, dass sich der Versicherte am Ende durchsetze. Denn die Beweislast, dass er tatsächlich berufsunfähig sei, liege bei dem Betroffenen.
Anmerkung:
Auffällig ist, dass die Autorin sich hier durchweg auf eine Rechtanwältin als Interessenvertreterin der Versicherten beruft und nicht nach dem Grundsatz „audiatur at altera pars“ auch einen Versicherer, den GDV (Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft) oder auch ein Gutachteninstitut um eine Stellungnahme gebeten hat. Somit macht der Beitrag einen ausgesprochen tendenziösen Eindruck.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden
