Die Inzidenz der Spondylodiszitis steigt u. a. aufgrund verbesserter Diagnostik und Zunahme von Risikofaktoren (u. a. Alter, Diabetes mellitus, Zunahme der Wirbelsäulen-OP-Rate, Dialysepflichtigkeit). Ätiologisch ist die intraoperative exogene Erregerinokulation von der endogenen Infektion per continuitatem oder als hämatogene Streuung von einem Infektionsfokus zu unterscheiden.
In 98 % der Fälle liegt ein bakterieller Erreger zugrunde, seltener – vorwiegend bei immunsupprimierten Patienten – auch Mykobakterien und Pilze (Aspergillose). Aufgrund der Bifurkation der Segmentarterien hat die arterielle Erregerstreuung oftmals die Affektion zweier benachbarter Wirbelkörper samt der korrespondierenden Bandscheibe zur Folge.
Neben gründlicher Anamneseerhebung, klinischer Untersuchung, Bestimmung der Entzündungsparameter inkl. Blutkulturen und konventioneller Röntgendiagnostik hat die zeitnahe Schnittbilddiagnostik mit radiologisch-interventioneller Nadelbiopsie zur mikrobiologischen Erregerdetektion (inkl. Pilz- und Mykobakterien-Diagnostik) und histopathologischen Infektionssicherung möglichst vor Beginn der antibiotischen Therapie eine besondere Bedeutung.
Anders als bei der Osteomyelitis der Röhrenknochen und als bei der septischen Arthritis kann der überwiegende Anteil (87 %) der Patienten mit bakterieller Spondylodiszitis mittels alleiniger antibiotischer Therapie erfolgreich behandelt werden. Die resistenzgerechte systemische antibiotische Therapie erfolgt beim konservativen (und auch beim operativen) Vorgehen in der Regel für eine Dauer über mindestens 6 Wochen.
Die chirurgische Sanierung ist bestimmten komplikativen Situationen (neurologisches Defizit bei Destruktion mit Instabilität/ausgedehntem epiduralen Abszess, einliegendes Implantat-Material, therapieresistente Rückenschmerzen, konservatives Therapieversagen) vorbehalten. In diesen Fällen erfolgen das chirurgische Débridement mit Entfernung von Infektionsgewebe, die Entnahme von Gewebeproben zur mikrobiologischen und histopathologischen Untersuchung, die Dekompression neuraler Strukturen sowie befundabhängig die instrumentierte Stabilisierung des betroffenen Wirbelsäulenabschnitts mit Nutzung von Autograft, Allograft oder Knochenersatzmaterial.
Neuerdings werden minimal-invasive Operationsverfahren mit suffizientem Potenzial der Schmerzreduktion und Möglichkeit des Débridements sowie ausreichend hoher Pathogendetektionsrate als Alternative zur klassischen offenen Revision bei Spondylodiszitis diskutiert.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden