So ist Fatigue einer der häufigsten und stärksten Belastungsfaktoren bei Krebserkrankungen. Die Symptomatik der Fatigue ist vielschichtig und reicht von Gefühlen der Abgeschlagenheit und mangelnder Energie über Antriebs- und Interessenlosigkeit bis hin zu Konzentrations- und Gedächtnisstörungen. Die empfundenen Einschränkungen und Symptome werden von den Betroffenen unterschiedlich beschrieben und ausgedrückt, wobei die Beschwerdebilder sehr individuell sind und kaum eines dem anderen gleicht.
Zur Berufsunfähigkeit führt Tumor-assoziierte Fatigue in der Regel jedoch nicht, so Seifart. Auch spreche die Fatigue-Symptomatik meist sehr gut auf Bewegung an.
Verschiedene Chemotherapeutika sind Ursache einer Chemotherapie-induzierten Polyneuropathie (CIPN), deren Prävalenz mit 30 % bis 40 % angegeben wird, wobei – je nach verwendeten Substanzen und Therapieregimen – starke Abweichungen bestehen. Zu beachten sind auch eventuelle neuropathische Schmerzen.
Die Beurteilung der beruflichen Leistungsfähigkeit bei Polyneuropathie muss differenziert erfolgen, wie folgende Beispiele zeigen:
· Bei hohen Anforderungen an das Tastvermögen können sich unter Umständen schon bei einer umschriebenen Taubheit an den Fingerspitzen (CIPN I) relevante Einschränkungen ergeben, etwa bei Berufsmusikern oder Laborarbeitern.
· Bei Bauarbeitern ist dagegen zu prüfen, ob noch eine ausreichende Gang- und Standsicherheit für das Besteigen von Leitern und Gerüsten besteht (Einschränkungen bereits ab CIPN I möglich).
· Bürotätigkeiten können dagegen in der Regel auch mit einer CIPN II durchgeführt werden.
Patienten mit einer besonderen beruflichen Problemlage können ggf. mit einer MBOR ins Berufsleben integriert werden, erklärte Seifart. Bei einer solchen „medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation“ steht der berufliche Aspekt während der Rehabilitation im Vordergrund, wobei der Fokus auf den Herausforderungen des Berufsalltags liegt.
Gerd-Marko Ostendorf, Wiesbaden