Das zeigt eine retrospektive Studie der Universitätsklinik Leuven (Belgien), in der die Häufigkeit schwerer kardiovaskulärer Ereignisse (akutes koronares Syndrom, Herzversagen, Apoplex und transitorische ischämische Attacke / TIA) bei 672 mit Immuncheckpoint-Inhibitoren behandelte Tumorpatienten untersucht wurden: In der Zusammenschau fand sich eine 39%ige Risikoerhöhung im Vergleich zu nicht mit Immuncheckpoint-Blockade behandelten Tumorpatienten. Im Vergleich mit der Normalpopulation war die Wahrscheinlichkeit schwerer kardiovaskulärer Ereignisse sogar um 76 % erhöht.
Die Ergebnisse sind statistisch signifikant. Das Ergebnis wird im Wesentlichen beeinflusst durch die hohe Zahl sogenannter „heart failures“, eine Subsummierung aus verminderter kardialer Ejektionsfraktion, einer Kardiomyopathie und einer asymptomatischen linksventrikulären systolischen Dysfunktion.
Patienten mit einer Vorgeschichte von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen demnach zu den Risikopatienten, kommentierte Berking. Im Vergleich zu Krebs- und Bevölkerungskontrollen seien die Inzidenzraten schwerwiegender unerwünschter kardiovaskulärer Ereignisse signifikant höher, was auf eine mögliche schädliche Wirkung der Immuncheckpoint-Blockade neben dem zugrundeliegenden Risiko hindeute.
Die Autoren der Studie plädieren dafür, Patienten vor der Einleitung der Therapie mit Immuncheckpoint-Inhibitoren immer kardiovaskulären Voruntersuchungen zu unterziehen, insbesondere bei einer kardialen Anamnese. Ein EKG und eine Echokardiographie werden als Basis-Routinemaßnahmen nahegelegt.
Laenens D, Yu Y, Santens B, Jacobs J, Beuselinck B, Bechter O, Wauters E et al. (2022). Incidence of cardiovascular events in patients treated with immune checkpoint inhibitors. J Clin Oncol, 40, 3430-3438.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden