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Besonderheiten stationärer Therapie in der Pädiatrie

14. Pädiatrie-Update-Seminar, 7./8.5.2021

Kinder weisen gerade auch in der stationären Behandlung Besonderheiten auf, etwa hinsichtlich der Indikation für eine stationäre Aufnahme, der frühzeitigen Erkennung schwerer, lebensbedrohender Erkrankungen oder möglicher Langzeitschäden, wie auf dem 14. Pädiatrie-Update-Seminar am 7. und 8. Mai 2021 (Livestream-Veranstaltung) von verschiedenen Referenten ausgeführt wurde.

Drei dieser – durchaus auch unter gutachtlichen Aspekten relevanten – Themen werden hier kurz zusammengefasst referiert:

Indikationen zur stationären Aufnahme von Kindern mit Harnwegsinfektionen

Im klinischen Alltag stellt sich immer wieder die Frage, wann eine stationäre Aufnahme von Kindern mit Harnwegsinfektionen notwendig wird bzw. wann noch eine ambulante Betreuung möglich ist, berichtete Lutz T. Weber von der Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin in Köln. Er verwies dazu auf die aktuell zur Publikation anstehende S2k-Leitlinie der AWMF zum Thema „Harnwegsinfektionen im Kindesalter – Diagnostik, Therapie und Prophylaxe“, multidisziplinär entstanden unter Federführung der Gesellschaft für Pädiatrische Nephrologie (GPN) und des Arbeitskreises Kinderurologie der Deutschen Gesellschaft für Urologie.

Zur Frage der Indikationen für eine stationäre Einweisung listet diese Leitlinie folgende Aspekte auf:

  • Schwere Krankheitssymptome (­Sepsis, Dehydratation, Erbrechen/Diarrhoe)
  • Zweifel über das Vorliegen einer ­komplizierten Pyelonephritis
  • Zweifel über Compliance und angemessene häusliche Betreuung ­während der Erkrankung
  • Über mehr als 3 Tage persistierendes Fieber trotz resistenzgerechter ­Therapie
  • Sepsis bei Kindern früh identifizieren

    Eine der zentralen Aufgaben der Kindernotfallmedizin ist, Patienten mit einer Sepsis frühzeitig zu identifizieren und dann einem adäquaten Management zuzuführen, erklärte Florian Hoffmann vom Dr. von Haunerschen Kinderspital in München. Das verbessert die Prognose dramatisch.

    Typischerweise fallen die meisten Kinder mit Sepsis im frühen Krankheitsverlauf durch nicht-spezifische klinische Zeichen und Symptome auf und zeigen erst im späteren Krankheitsverlauf das volle und klassische klinische Bild. Das zu späte Erkennen eines Kindes mit Sepsis verschlechtert jedoch nachweislich die Prognose.

    Auf der anderen Seite hat der Großteil der in Kindernotaufnahmen vorgestellten Kinder selbstlimitierende Infektionen mit Fieber als führendes Symptom. Dies bedingt somit die große Herausforderung, aus vielen Kindern mit Infektionen und Fieber genau diejenigen seltenen Fälle herauszufischen, die eine Sepsis haben, so Hoffmann.

    Die Definition der Sepsis basiert zumeist auf klinischen Zeichen und dem Nachweis einer Endorganbeteiligung (z. B. myokardiale Einschränkung, disseminierte intravasale Gerinnungsstörung, metabolische Azidose/Hyperlaktatämie etc.). Die klinische Untersuchung orientiert sich an folgenden Vitalparametern: Beurteilung von Herzfrequenz, peripherem und zentralem Puls, von Zentralisierungszeichen (Hautkolorit, kapilläre Füllungszeit), von Atemfrequenz,
    Atemarbeit, Oxygenierung sowie Beurteilung des Bewusstseinszustandes des Kindes.

    Problematisch ist hierbei, dass viele dieser Vitalparameter auch bei anderen selbstlimitierenden fieberhaften Erkrankungen auffällig sein können. Hinzu kommt, dass Kinder in frühen Stadien einer Sepsis durch Kompensationsmechanismen noch normale hämodynamische Parameter zeigen können.

    Deshalb wurde in den aktuellen Leitlinien festgelegt, dass in allen Krankenhäusern im Sinne des Qualitätsmanagements Screening-Algorithmen für kranke Kinder etabliert werden sollen, welche die zeitnahe Diagnose einer Sepsis ermöglichen.

    Funktionsstörungen nach ­Commotio bei Kindern nicht selten

    Traditionell ist in Deutschland die „Überwachung nach Commotio“ (Gehirnerschütterung) eine der Hauptaufnahmediagnosen von Pädiatrie und Kinderchirurgie, berichtete Florian Heinen, ebenfalls vom Dr. von Haunerschen Kinderspital und LMU Zentrum für Entwicklung und komplex chronisch kranke Kinder in München.

    Aktuelle Studien zeigen nun:

    Nicht alle Kinder erholen sich nach der Commotio schnell und nicht alle Kinder erholen sich von der Commotio komplett: Zwischen 10 % und 30 % der Kinder zeigen über Wochen bis Monate relevante Funktionsstörungen, welche Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen und andere „diffuse Beschwerden“ und Gesundheits-Einschränkungen umfassen können.

    Der Übergang zu einer somatischen Belastungsstörung ist dann fließend und „klinisch tricky“, kommentierte Heinen. Anzumerken ist, dass diese Problematik sich auch bei einer entsprechenden medizinischen Begutachtung stellen dürfte.

    G.-M. Ostendorf, Wiesbaden